Kleine Bronzen – Variable Landschaft
Eine Reihe von kleinen Bronzen, die seit den 80er Jahren entstanden ist, hat ein einheitliches Grundplattenraster. Sie können daher nahtlos zu einer kompletten Landschaft aus Menschenfiguren, Bäumen, Bauwerken und Maschinen zusammengestellt werden…
Unten auf der Seite findet sich noch ein Text von Reinhard Pohl, geschrieben anlässlich einer Ausstellungseröffnung.
Variable Landschaft
Wie verhalten sich bildende Kunst und Landschaft zueinander? Ist Landschaft nicht die Domäne der Malerei? Kann eine Skulptur eine Landschaft darstellen?
Wir kennen die Funktion der Statuen in gestalteten Parklandschaften als Fixpunkte der Perspektiven am Ende von Alleen. Sehr beliebt waren dabei mythologische Figuren mit Bezug zur Natur: Diana etwa, die Göttin der Jagd. Parks und öffentlicher Raum umgeben auch in der Moderne Skulpturen, sind Ausstellungsraum unfern von Gebäuden, vor denen sie die Rolle personalisierter Denkmäler einnehmen können. Aber dass eine Skulptur für sich genommen Landschaft ist, zu Landschaften zusammengesetzt werden kann und soll, nimmt hier in den Kleinbronzen Neumanns aus den 80er Jahren den Wunsch nach Belebung des Statuarischen, nach Bewegung des Unbewegten auf. Es ist ein spielerisches Element, mit dem Perspektivveränderungen und damit eine Intensivierung des Sehens bewirkt werden, die im Objekt angelegt sind und nicht erst vom Betrachter erzeugt werden müssen. Neumann präsentiert einen eigenen Landschaftsentwurf mit Verweischarakter auf Natürliches.
Es ließen sich z.B. Bäume den stehen gebliebenen Trichtern aus dem Bronzegussverfahren zuordnen. Was hingegen den Gesamteindruck bestimmt, sind organische, abgerundete Formen, in denen, wenn man so will, sicherlich auch Sexualsymbole auszumachen wären. Der Mensch ist in diese Landschaft so integriert, dass ihre Formen auf ihn „abfärben“, ihn mit hinein nehmen in diese Kombination von Anklängen an Natur, Technik und Körperlichkeit. Letztere ist vom Menschen auf diese Landschaft übergegangen, ebenso wie die Röhren und Schrauben auf die Körper. Eine Schnecke fungiert als versetzter Kopf (Abb. 24), entspricht den Gewinden an anderen Objekten im Naturbereich. Die Zusammensetzungen sind mehr als zweiwertige Gegensätze, sie sind multiple Variationen. Das Ganze ist bewegbar, drückt Bewegung aus (Abb. 20) und setzt, nimmt man die Familie oder das Paar, menschliche, elementare Beziehungen in diese Kombinationen neuer Zusammengehörigkeit hinein. Eine neue Welt, aber keine Idylle, denn das Motiv der Gewalt ist vielfach abgewandelt.